Pressemitteilung 28/2010 07.06.2010 Cholesterinsenker begünstigt möglicherweise Arterienverkalkung Studie der Uniklinik Köln im European Heart Journal Der zur Senkung des Cholesterins verwendete Wirkstoff Ezetimib kann ungünstige Veränderungen der Zusammensetzung der Blutfette bewirken und somit eine Atherosklerose möglicherweise begünstigen. Das ergibt eine aktuelle Studie der Uniklinik Köln, die heute in der Online-Ausgabe des European Heart Journal (offizielles Organ der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, ESC) veröffentlicht wird.
Ezetimib wird meist zusammen mit Statinen angewendet, um deren
cholesterinsenkende Wirkung zu verstärken. Es kann auch allein
gegeben werden, wenn Statine nicht vertragen werden.
In Studien mit Statinen wurde bewiesen, dass Herzinfarkte vermindert
auftreten und die Sterblichkeit verringert wird. Vergleichbare Studien,
die entsprechende Endpunkte untersuchen, gibt es für den Wirkstoff
Zwei vor kurzem erschienene Studien, in denen die Veränderung der
Dicke der Arterienwand untersucht wurde, waren enttäuschend:
Obwohl durch die zusätzliche Gabe von Ezetimib zu einem Statin
beziehungsweise zu Nikotinsäure (einem anderen Lipidsenker) das
LDL-Cholesterin weiter abgesenkt wurde, hatte diese Therapie keinen
Einfluss auf das Fortschreiten der Atherosklerose (Arterienverkalkung).
Die Forscher konnten sich diese Ergebnisse bisher nicht so recht
erklären. „Vielleicht ist unsere neue Studie der fehlende Mosaikstein,
um zu verstehen, warum die erwarteten günstigen Effekte trotz
weiterer Cholesterinsenkung ausgeblieben sind“, sagt die Leiterin der
Studie, die Kölner Endokrinologin Professor Ioanna Gouni-Berthold.
Die aktuelle Studie wurde an 72 Probanden an der Medizinischen
Klinik II der Uniklinik Köln (Direktor Prof. Dr. Wilhelm Krone)
durchgeführt. Jeweils eine Gruppe von Probanden erhielt Ezetimib
allein, ein Statin allein oder die Kombination der beiden Wirkstoffe.
Dabei wurde die Zusammensetzung der Lipide des LDL (LDL, deutsch:
Lipoproteine niedriger Dichte) im Blut untersucht. Es ist bekannt, dass
ein erhöhter Anteil von besonders kleinen, dichten LDL-Partikeln
(sogenannte small dense LDL) mit einem erhöhten Risiko für
Atherosklerose verbunden ist. Es scheint so, dass unter Ezetimib
gerade dieser Anteil relativ zunimmt, trotz Senkung des LDL-Spiegels.
Das Statin hingegen senkte diesen Anteil, aber wenn die beiden
Arzneimittel zusammen verabreicht wurden, wird diese günstige
Wirkung des Statins durch Ezetimib aufgehoben. Die Bestimmung der
kleinen dichten LDL-Partikel wurde in Zusammenarbeit mit Forschern
um PD Dr. Kaspar Berneis am Universitätsspital in Zürich
„Wir warten gespannt auf die Ergebnisse großer laufender Studien mit
Ezetimib, welche nicht nur die Beeinflussung des Lipidprofils im Labor
messen, sondern die auf kardiovaskuläre Endpunkte – wie Herzinfarkt
– hin ausgelegt sind. So ist es möglich herauszufinden, welche
Therapie in der Tat dem Patienten auf lange Zeit nutzt“, so Professor
„Wenn wir eines aus den Lipidsenker-Studien der letzten Zeit gelernt
haben, so ist es die Erkenntnis, dass diese Arzneimittel neben ihren
cholesterinsenkenden Eigenschaften noch andere, unabhängige
Wirkungen haben können, die nicht immer nur zum Vorteil des
Patienten sind“, sagt Professor Heiner Berthold, Lipid-Spezialist an der
Charité in Berlin und einer der Mitautoren der Studie.
Der Wirkstoff Ezetimib ist seit über sieben Jahren auf dem Markt und
wird in Deutschland mit fast 100 Millionen sogenannten definierten
Tagesdosen verschrieben. Kritiker sind der Ansicht, dass die
Verschreibung, gemessen am gesicherten klinischen Nutzen, zu häufig
erfolge und die Kosten dafür unverhältnismäßig hoch seien.
Veröffentlichung:
Kaspar Berneis, Manfredi Rizzo, Heiner K. Berthold, Giatgen A.
Spinas, Wilhelm Krone, Ioanna Gouni-Berthold. Ezetimibe alone or in
combination with simvastatin increases small dense low-density
lipoproteins in healthy men: a randomized trial. European Heart
Journal, doi:10.1093/eurheartj/ehj181 ―
Für Rückfragen: Prof. Dr. Ioanna Gouni-Berthold Klinik II und Poliklinik für Innere Medizin Uniklinik Köln Telefon: 0221 478-4088 E-Mail: ioanna.berthold@uni-koeln.de Prof. Dr. Heiner K. Berthold: Interdisziplinäres Stoffwechselzentrum Charité - Universitätsmedizin Berlin Telefon: 030 450-553167 E-Mail: heiner.berthold@charite.de Christoph Wanko Pressesprecher Uniklinik Köln Stabsabteilung Kommunikation Telefon: 0221 478-5548 E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de
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