Krankheitskonzepte
Ein Konzept ist ein grober Plan oder Entwurf. Was es dazu in der psychiatrischen Lehre so
gibt, weiss ich nicht. Wenn ich phantasiere, stelle ich mir vor, dass es traditionelle,
konservative, konventionelle, progressive und alternative Krankheitskonzepte und solche, die
nach dem Namen eines Begründers benannt werden, gibt. Progressiven und alternativen
Krankheitskonzepten könnte ich vielleicht etwas abgewinnen. Vermutlich würde mich vieles
ernüchtern, beschämen, demütigen, entwürdigen und entmutigen.
Ich bekam eine symptomatische Behandlung, die mich das dahinterstehende
Krankheitskonzept erfahren liess. Dazu kommt mir ein Vergleich: Als ich als Kind meinem
Vater einen Brief schrieb, ging er auf meine Rechtschreibung ein und überhaupt nicht auf das,
was ich ihm mitteilen wollte. Da ich Legasthenikerin war, machte ich sehr viele
orthographische Fehler und die Hinweise darauf, ohne den Inhalt zu berücksichtigen, waren in
erster Linie demütigend. So kam mir auch die Psychiatrie vor, als sie sich nur für die
Symptome interessierte und nicht darum, was die Krankheit für eine Botschaft und Bedeutung
hat. Das erlebte ich als verletzend, enttäuschend und ernüchternd.
Gegenüber Psychiatern und der Psychiatrie begegne ich sehr vorsichtig und bin natürlich
froh, wenn ich nicht mehr als Betroffene auf sie angewiesen bin. Nicht nur weil die Krankheit
sehr unangenehm ist. Weshalb dann? Erstens wegen der oben beschriebenen Erfahrung, bei
der vor allem symptomatisch behandelt wurde, zweitens, weil bekämpft wird und drittens, weil
gute Behandlungen teuer sind, und ich sie in der Klinik nicht erfahren durfte. Die Krankheit
wird bekämpft. Als Betroffene ist die Krankheit ein Bestandteil von mir. Also wird ein
Bestandteil von mir bekämpft. So fühle ich mich von allen Psychiatern, die nach einem
Krankheitskonzept arbeiten, das in erster Linie bekämpft und nicht versucht zu integrieren und
nach dem wozu zu suchen, überhaupt nicht verstanden.
Krankheitskonzept? Warum nicht Gesundheitskonzept?
Natürlich stimmt etwas nicht, sonst müsste ich mich nicht so intensiv um die Gesundheit
kümmern. Gesunde müssen das nicht, denn Gesundheit nimmt man nicht wahr. In der
Krankheit beginne ich Gesundheit zu realisieren. Gesundheit ist unbewusst. Sie wird erst im
Wenn ich mich über Krankheitskonzepte äussern will, muss ich mir zuerst darüber klar
werden, was das für mich ist. Dazu kommt, dass es um Krankheitskonzepte von psychischen
Krankheiten geht. Also muss ich auch eine Vorstel ung von psychischer Krankheit haben. Was
ist psychische Krankheit? Ich meine recht treffend zu spüren, wenn jemand psychisch krank
ist. Wenn ich mich aber frage, was es nun wirklich ist, was es ausmacht, dass ich psychisch
gesund oder krank bin, gelingt es mir nicht, dies kurz und befriedigend zu beantworten. Für
mich gibt es einen Grenzbereich. In diesem ist es nicht eindeutig, ob ich schon krank bin, oder
ob ich auf eine schwere Belastung reagiere, von der ich mich von selbst wieder erhole. Wenn
ich mich von selbst wieder erhole, dann ist es gut. Beginnt aber ein Prozess, in dem ich mich
aufreibe, zermürbe und nicht mehr erhole, sondern mich erschöpfe und keine Ruhe finde,
obwohl ich todmüde bin, so befinde ich mich in der Krankheit. Ich behaupte, Betroffene zu
sein. Damit sage ich doch, ich bin psychisch krank! Aber bin ich das tatsächlich? Wenn ich
heute sage, Betroffene zu sein, will ich weniger ausdrücken, dass ich psychisch krank bin,
sondern dass ich erfahren habe, wie es ist, psychisch krank zu sein. Heute bin ich sehr daran
interessiert, anderen Mut zu machen, ihren Lebensweg trotz psychischer Krankheit zu suchen
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Beim Thema Krankheitskonzepte geht es mir um mein ganz persönliches Konzept, welches
wohl nie ganz abgeschlossen sein wird. Ich möchte versuchen, mich über dieses
Gesundheitskonzept, meine Vorstellungen, die ich mir als Betroffene von meinem psychisch
auffälligen Reagieren mache, zu äussern. Für mich ist heute mein psychisch auffälliges
Verhalten persönlicher Ausdruck und Lösungsversuch aus einer für mich unerträglichen
Situation. Dies interpretiere ich im nachhinein so.
Wichtig ist, dass ich Situationen meide, die für mich nicht gut sind. Dies braucht Mut,
Überwindung und manchmal Verzicht. Solche Situationen erkenne ich spontan, gefühlsmässig
und zum Teil auch aus Erfahrung. Wenn ich mich daran halte, reagiere ich psychisch nicht
auffällig und bin gesund. Eine Schwierigkeit besteht darin, wie ich meine Entscheidungen
meinen Mitmenschen erklären kann. Ich muss mir immer wieder sagen, dass ich nichts
erklären muss. Heute mache ich das nur noch selten, und wenn ich es merke, breche ich ab.
Ich entscheide so, wie es am besten für mich ist und meine Angehörigen haben keine
Probleme damit, sondern sind zufrieden, wenn es mir gut geht, und ich meine Aufgaben als
Hausfrau, Ehefrau und Mutter erfüllen kann.
Einige finden vielleicht, dass das Meiden al er Situationen, die mir nicht gut tun, viele
Einschränkungen mit sich bringt. Auf den ersten Blick mag dies zutreffen. Für mich ist es
heute eher so, dass ich eine grosse Freiheit habe, sozusagen eine Narrenfreiheit. Ich mache
nicht alles mit, sondern lasse meinen Mann und Sohn alleine gehen, oder wenn wir am Abend
Gäste haben und ich sehr müde bin, gehe ich ins Bett und die Gäste und mein Mann können
noch solange beisammen sein, wie es für sie richtig ist.
Seit ich akzeptiere, dass ich mit einer psychischen Krankheit leben muss, das heisst auch,
seit ich gelernt habe, auf mich zu hören und mich danach zu richten, lebe ich gesund. So
verstehe ich mein Gesundheitskonzept. Mir kommt es einfach ein bisschen so vor, dass das,
was andere in vierzig Jahren machen, ich vielleicht achzig dazu brauche. Solange ich noch
täglich Haldol schlucke, anerkenne ich mich nicht als gesund, aber ich arbeite daran,
chemiefrei leben zu können. Mit Homöopathie und Akupunktur-Massage habe ich zwei gute
Helfer, die integrieren, akzeptieren, ganzheitlich vorgehen und die mich auf meinem Weg mit
meinem eigenen Gesundheitskonzept begleiten.
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ASHÉ JOURNAL 59 Dharma Discourse by John Daido Loori, Roshi Master Dogen’s 300 Koan Shobogenzo,1 Case 172Dongshan was asked by a monastic,“What is Buddha?”2 Dongshan said,“Three pounds of flax.”3 Themonastic had a realization andbowed.4This is an old case that’s beenechoing in the halls of Zenmonasteries for centuries, and yetthere have been only a handful ofstudents who